Licht fällt durch das Fenster auf den Küchentisch, im Hintergrund die Küchenzeile mit blaugrauen Schranktüren. Am Tisch sitzen Walter und Gaby Niemann-Cremer. Vor ihnen steht je eine Tasse dampfenden Kaffees, Gaby hält einen Kugelschreiber in der Hand. Es ist nicht ihre Küche, in der die beiden für das Fotoshooting Platz genommen haben, aber sie fühlen sich fast wie zu Hause. Die Küche, sagt Walter, sei für ihn der wichtigste Raum in einer Wohnung. „Mir ist es wichtig, dass wir Platz haben, um gemeinsam kreativ zu sein, ohne uns auf die Füße zu treten. Es gehört aber genauso dazu, einen Ort zu haben, um Freunde und Nachbarn einzuladen und um sich auszutauschen. Eine Art Wohlfühloase also“, lacht er.
Walter Cremer ist seit 50 Jahren Mitglied in der SPD, Gaby seit 40 Jahren. Aktuell engagiert er sich als Landesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft 60plus in NRW. Als er gefragt wurde, ob Gaby und er Teil der Landtagswahlkampagne seien wollen, habe er sich gefreut, wie er nach dem Fotoshooting berichtet. Dass es auf „ihrem“ Foto um das Thema Mieten geht, ist kein Zufall, denn mit diesem Thema kennt sich Walter aus. Seit Jahrzehnten lebt er mit seiner Frau zur Miete. In ihrem Mietshaus in Aachen haben sie ihre beiden Kinder großgezogen und meistern nun gemeinsam dort den Alltag. Aber auch im politischen Kontext hat sich Walter Cremer viel mit dem Komplex Mieten und Wohnen auseinandergesetzt, denn bis vor kurzem war er noch Mitglied des Wohnungs- und Liegenschaftsausschusses im Aachener Stadtrat. Aufgrund seiner langjährigen Auseinandersetzung mit dem Thema weiß er: „Aachen ist ein schwieriges Pflaster für kleinere und seniorengerechte Wohnungen. Es gibt kaum Wohnungen zu einem bezahlbaren Preis. Sprich zu einem Preis, der inklusive der Nebenkosten ein Drittel der monatlichen Einkünfte nicht überschreitet.“ Auch Gaby und er suchten schon seit längerem eine adäquate Wohnung, in der sie sich niederlassen könnten, verrät er. Doch trotz ihrer Ortskenntnis und einer gründlichen Suche sei nichts zu finden. Ein Problem, das vor allem Senioren und Studierende betreffe.
Für die Wohnraumknappheit in NRW findet der 72-Jährige klare Worte: „Wenn wir von Wohnraum sprechen, sprechen wir von bezahlbarem Wohnraum. Gerade bei den großen Wohnungsgesellschaften brauchen wir ein Moratorium zum Einfrieren der Mieten, bis wir mehr Wohnraum geschaffen haben. Bei vielen Familien bleibt nicht einmal die Hälfte des Netto-Gehalts. Dies trifft mittlerweile für viele Städte in NRW zu. Auch im städtischen Umfeld, in den sogenannten Randbezirken, ist es nicht günstiger. Für ältere Mieter ist die Situation besonders schwierig.“ Ganz aktuell hat aber vor allem auch ein zweiter Faktor einen Einfluss auf die Mieten, beziehungsweise auf die „Zweite Miete“, wie Walter es nennt: „Das, was man für Strom, Heizen und Wasser zahlen muss, steigt immer stärker. Und genau das ist der Faktor, der die Mietkosten gerade auf über 40% des Einkommens steigen lässt.“

Was Walter jedoch besonders am Herzen liegt, ist die Qualität des Wohnens und damit ganz konkret das Wohnumfeld. Diesbezüglich hat er klare Vorstellungen: „Für alle Wohnformen gilt: eine gute Anbindung durch den ÖPNV ist sehr wichtig. Dabei ist der Fahrpreis, der Komfort und vor allem die Taktfrequenz von besonderer Bedeutung. Eine ausreichende Infrastruktur wird erwartet, sowohl was die Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs, mit gesundheitlichen Einrichtungen und nicht zuletzt mit kulturellen Angeboten ausmacht. Dazu zählt das Café oder die Kneipe an der „Ecke“ genauso wie Theater und kleine Bühnen. Begegnungszentren, soziale Einrichtungen, Sport- und Freizeitangebote sind für alle Altersgruppen von wachsender Bedeutung. Das Wohnumfeld der Zukunft muss einer Vereinsamung der Gesellschaft entgegenwirken.“
Antworten auf seine Fragen findet Walter im Regierungsprogramm seiner Partei, der SPD: Wir wollen ausreichend und guten, bezahlbaren Wohnraum schaffen, überall im Land. Deshalb werden wir im NRW von Morgen:
- 100.000 neue Wohnungen im Jahr bauen, von denen 25.000 Sozialwohnungen sein werden.
- den Schutz der Mieterinnen und Mietern ausbauen und Kommunen in angespannten Wohnungsmärkten mehr Handlungsmöglichkeiten geben.
- ein Programm „1.000 Spielplätze in NRW“ auflegen und Städte und Gemeinden besser unterstützen, gegen Schrottimmobilien und Problemhäuser vorzugehen.
- die teuren Straßenausbaubeiträge für Anwohnerinnen und Anwohner abschaffen.