Holzmarkt: Preisexplosionen mit regionalen Strukturen entgegenwirken

Seit einiger Zeit sind die Holzpreise auf dem heimischen Markt dramatisch in die Höhe gegangen. Das hat gravierende Folgen für das Bauhandwerk und die Forstwirtschaft. Deshalb haben der Bundestagsabgeordnete Bernhard Daldrup und ich uns mit Vertretern dieser Branchen ausgetauscht, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

Die aktuelle Lage auf dem Holzmarkt ist dramatisch. Ein enormer Preisunterschied zwischen dem frisch geschlagenen Rundholz und dem baufertigen Schnittholz macht Waldbauern und Bauhandwerk zu schaffen. Diese Schieflage des Marktes war Anlass für ein Fachgespräch zwischen Politik und Betroffenen. Annette Watermann-Krass, als Landtagsabgeordnete zuständig für Forstfragen, sowie Bernhard Daldrup, baupolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Bundestag wollten erfahren, wie sie die Lage einschätzen und was sie von der Politik erwarten.

Für die Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf nahmen Frank Tischner und Alfred Engeler an dem Gespräch teil. Bernd Friedrichs vertrat die Dachdecker-Innung der Region. Zimmermeister Thomas Dopheide nahm ebenfalls teil. Die Perspektive der Waldbauern repräsentierte der Verbandsvorsitzende Franz von Twickel. Er schilderte seine aktuelle Lage: „Wir haben mehr als genug geschlagenes Rundholz. Die Sägewerke nehmen uns dies jedoch nur zu geringen Preisen ab. Mehr verlangen können wir nicht – die Konkurrenz aus dem Ausland ist zu groß.“ Ganz anders bekommt diese Entwicklungen das Bauhandwerk zu spüren, weiß Thomas Dopheide zu berichten: „Wir sind froh, wenn wir überhaupt noch Holz von den Sägewerken beziehen können. Die extrem hohen Preise machen uns und unseren Kunden zusätzlich das Leben schwer. Wir schauen mit sehr gemischten Gefühlen in die Zukunft.“ In dem Austausch wird schnell deutlich, was ein großer Treiber des Problems zu sein scheint: „Die enorme Nachfrage aus dem Ausland treibt die Holzpreise auf dem heimischen Markt in die Höhe“.

Verschiedene Perspektiven für gemeinsame Lösungsvorschläge

Wie kann man diesem Effekt entgegenwirken? Umweltpolitikerin Annette Watermann-Krass sieht in dem derzeit boomenden Weltmarkt für Holz auch ein ökologisches Problem: „Holzexporte um die halbe Welt nach Asien, China und in die USA sind klimaschädlich und schaden auch der regionalen Wertschöpfung – beides erschwert klimafreundliches Bauen enorm.“  Dachdecker Bernd Friedrichs kann dem nur zustimmen: „Die aktuellen Holzpreise werden sicher viele Eigenheim-Planer dazu bringen, auf günstigere, aber eben auch umweltschädlichere Baustoffe umzuschwenken.“ Die beteiligten Handwerksvertreter begrüßten den Vorstoß der SPD-Bundestagsfraktion für europäische Exportbeschränkungen als letzte Konsequenz, die Bernhard Daldrup mit seinen Kollegen aus dem Wirtschafts- und Landwirtschaftsausschuss jüngst gefordert hat. Und nicht nur das. Frank Tischner, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf, merkt an: „Besonders der soziale Wohnungsbau, der ohnehin weniger gewinnbringend ist, wird unter den derzeitigen Preisentwicklungen leiden.“ Bernhard Daldrup bestätigt: „Unsere Bemühungen zur Kostensenkung im Bausektor werden konterkariert.“  Entscheidender aber ist es, dass wir den Rohstoff Holz deutlich stärker in den Bausektor einfließen lassen wollen. Der Einsatz von Holz im Bausektor bindet CO2, er hat teilweise bessere Eigenschaften im Brandschutz als Stahl und ist wieder verwertbar. Führende Klimaforscher fordern einen deutlich verstärkten Einsatz des Holzes im Bausektor, so Daldrup.

Auf einen wichtigen Lösungsansatz konnte man sich in dem Austausch bereits verständigen: Die Holz-Wertschöpfungskette muss regionaler werden! Franz von Twickel schlägt vor, gemeinsame Jahresplanungen zwischen Waldbauern und Bauhandwerk vor Ort aufzustellen: „So können wir die Bedarfe decken und haben mehr Preissicherheit auf beiden Seiten.“

Auf Zustimmung stieß auch der Vorschlag, kleinere Sägewerke und reine Lohnsäger besser in den Prozess einzubinden, damit sie die Lagerung und Verarbeitung vom Holz als Dienstleistung anbieten, statt es zu kaufen. So würden extrem hohen Handelsmargen begrenzt. Auch dieser Prozess würde von einer regionalen Abwicklung und damit einer gesicherten Wertschöpfungskette profitieren.

Schließlich wurde eine Inlands-Quote für große Sägewerke gefordert, um den heimischen Markt Stärker zu berücksichtigen. Bevor von politischer Ebene in den Markt eingegriffen wird, sollten die Sägewerke entsprechende Holzmengen zu angemessenen Preisen von den Waldbauern abnehmen und an die Betriebe des Bauhandwerks liefern.