Mehr Wertschätzung fürs Handwerk

Frank Tischner hat eine Mission. Sie lautet: Mehr Wertschätzung fürs Handwerk. Diese Botschaft, findet er, müsse „auch in die Köpfe in Berlin“. Einen der „Berliner Köpfe“ konnte der Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft mit dem sozialdemokratischen Bundestagsabgeordneten Bernhard Daldrup nun in Warendorf begrüßen und ihm die Herausforderungen des Handwerks darstellen. Daldrup, der selbst einer Handwerksfamilie entstammt, hat ein offenes Ohr und bekräftigt: „Das Handwerk ist eine unverzichtbare Säule wirtschaftlicher Prosperität.“ Nicht einfacher, erklärt Tischner ihm, werde die Ausbildungssituation für das Handwerk in den kommenden Jahren. Obwohl im vergangenen wie auch in diesem Jahr die Zahl der neu abgeschlossenen Berufsausbildungsverträge gestiegen sei, gebe es auf der anderen Seite noch viele unbesetzte Lehrstellen. Die Ursachen erkennt Tischner auch im falschen Image des Handwerks, welches er durch die veränderte Schullandschaft verstärkt sieht. An Gymnasien werde zu häufig vermittelt, dass ein Studium der nächste und richtige Schritt sei, so der Hauptgeschäftsführer. Daldrup, der in den vergangenen Wochen bereits mit Jugendlichen über ihre Ausbildung diskutiert hatte, sieht allerdings auch andere Stellschrauben: Dass es für die Lehrlinge nach der Berufsschule noch teils mit langen Anfahrtszeiten zurück in die Betriebe gehe, schrecke ab und müsse geändert werden. Eine Mindestausbildungsvergütung, die von Jusos und Gewerkschaftsjugenden gefordert wird, ist für Daldrup ebenfalls ein Erfordernis. Eine Auffassung, der Frank Tischner widerspricht: „Eine Ausbildungsvergütung ist kein Lohn, sondern eine Ausbildungsunterstützung. Schließlich steht der Auszubildende dem Betrieb nicht als vollwertige Arbeitskraft zur Verfügung, sondern besucht auch die Berufsschule und Lehrgänge“, konstatiert er und verweist auf die hohen Kosten, die einem Betrieb auch aktuell schon durch die Ausbildung entstünden. Demgegenüber betonte Daldrup, dass der Verzicht auf eine angemessene Vergütung nicht mehr zeitgemäß sei: „In der Drei-Jahres-Bilanz ist der Auszubildende auch kein Kostenfaktor. Im Gegenteil: Er stärkt das Unternehmen.“ Tischner fordert dagegen Entlastungen für die Betriebe, etwa bei den Gebühren für die im Handwerk verbindlich vorgeschriebenen überbetrieblichen Unterweisungen. „Die überbetriebliche Ausbildung ist ein Qualitätsmerkmal der handwerklichen Ausbildung und sichert die hohen Standards der betrieblichen dualen Ausbildung, die ein Garant für unsere niedrige Jugendarbeitslosigkeit ist“, erklärt er die Vorzüge. „Aber sie ist ebenfalls ein erheblicher Kostenfaktor für die Unternehmen“. Ebenso missfallen ihm die Kurs- und Prüfungsgebühren, die eine Meisterausbildung erfordert, während Studiengebühren wieder weitestgehend abgeschafft wurden. Bundespolitiker Daldrup verweist auf das bereits erfolgreiche Aufstiegs-Bafög, welches angehende Meister nicht nur entlaste, sondern auch dazu beitrage, Studium und Handwerksausbildung auf eine Stufe zu stellen. Tischners Anstoß, die Kurs- und Prüfungsgebühren zu erlassen, unterstützt er jedoch ebenfalls. Großes Thema unter den jungen Erwachsenen, stellt Daldrup fest, sei ebenfalls die Mobilität. „Da muss uns in der Politik mehr einfallen als die Parole, weniger Staus‘“, bekräftigt der Abgeordnete und legt aktuelle Zahlen vor. 60 Prozent der Auszubildenden wären nach IHK-Umfragen bereit, ein Azubiticket für einen monatlichen Betrag von 30 Euro zu erwerben. Auch Frank Tischner, der das Thema in den Kammern von der Arbeitgeberseite aus ins Rollen brachte, befürwortet die Einführung des Azubitickets. Voraussetzung für ihn ist, dass die Fahrkarte NRW-weit, rund um die Uhr und sieben Tage die Woche gilt – „wie bei den Studenten“. Damit schaffe man Vergleichbarkeit und eben auch Wertschätzung.