Nach einer Studie des Wissenschaftsjournals PLOS ONE ist die Zahl der Insekten in den vergangenen 30 Jahren um 75 Prozent geschrumpft. Dieser Schwund bedroht die Pflanzen- und Artenvielfalt in Deutschland und NRW. Die Landesregierung ist dringend gefordert einen wirksamen Maßnahmenkatalog gegen das Insektensterben zu erarbeiten.
In der vergangenen Woche sprach ich dazu vor dem Landtag. Meine Rede können Sie hier nachlesen:
Plenarrede der SPD-Landtagsabgeordneten Annette Watermann-Krass
NRW muss Forschungen zum Erhalt der Insektenvielfalt ausbauen und den
Dialog von Wissenschaft, Landnutzern und Naturschutz fördern
– Es gilt das gesprochene Wort –
Anrede,
Vor unser aller Augen vollzieht sich hierzulande gerade eine ökologische
Katastrophe. Das Verschwinden unserer Insekten und der damit verbundene
Rückgang unserer Feldvögel. Welche weit reichenden Folgen das insgesamt für die
Artenvielfalt und unser Ökosystem hat, liegen auf der Hand. Biene und Co. sind als
Bestäuber von Blüte zu Blüte unterwegs. Wenn diese Insekten fehlen, ist unsere
landwirtschaftliche Produktion bedroht und letztendlich die Lebensgrundlage der
Menschen. Diese Auswirkungen sehen wir bereits in China, dort müssen die
Obstbäume von Menschenhand bestäubt werden.
Aber zu den Fakten:
In der Langzeitstudie über 27 Jahren hat der Entomologische Verein Krefeld in
deutschen Naturschutzgebieten fliegende Insekten in speziellen Fallen gefangen und
gewogen. Etliche Schutzgebiete davon lagen in NRW. Das Ergebnis ist
erschreckend: Seit 1989 haben wir über drei Viertel der Insektenmasse verloren. Wir
haben einen Biomasserückgang – einen Rückgang von Insekten von bis zu 75
Prozent. Wie gesagt: Die Erkenntnis bezieht sich auf Naturschutzgebiete. Wie hoch
mag der Rückgang der Insekten in der intensiven Agrarlandschaft sein?
Dazu hat Prof. Dr. Johannes Steidle vom Institut für Zoologie, Universität Hohenheim
eine ganz klare Meinung, ich zitiere:
„Wenn die Biomasse an Insekten bereits an geschützten Standorten so drastisch
zurückgeht, ist klar, dass die Entwicklung in nicht geschützten Ökosystemen
mindestens genauso gravierend ist – vermutlich sogar gravierender.“
Deshalb hat die SPD einen Bericht zu den Auswirkungen des dramatischen
Insektensterbens in NRW angefordert. In der Darstellung des Ministeriums wird das
Ergebnis der Langzeitstudie geteilt und etliche Projekte die von rot grün auf den Weg
gebracht worden sind, aufgeführt:
– Biodiversitätsstrategie
– Landesnaturschutzgesetz
– Rahmenvereinbarung zur Förderung der Biodiversität in Agrarlandschaften –
mit den Bauernverbänden und der Landwirtschaftskammer
– ein Monitoring-Programm in NRW – das wir als erstes Bundesland auf den
Weg gebracht haben. Der Untersuchungszeitraum ist bis 2020 angelegt.
Deshalb die Frage an die Landesregierung. Werden Sie unsere Programme
fortsetzen? Oder wollen sie nur abwarten? Welches Sofortprogramm strebt die
Regierung anhand der möglichen Ursachen an?
Die Studie und der Bericht des Ministeriums nennen dazu Gründe. Für
wahrscheinlich gilt, dass vor allen Dingen der Verlust der Randstreifen mit
Blühstreifen an Wegen und Ackerrändern dazu beitragen. Aber auch der Einsatz von
Spritzmitteln und der hohe Stickstoffeintrag werden als Problem angesehen.
Anrede,
Es ist unsere Aufgabe als Politik, den Verlust der heimischen biologischen Vielfalt zu
stoppen. Ich fordere Sie auf, unseren Antrag, den wir hiermit in den Fachausschuss
überweisen, zu unterstützen.
Die Landesregierung muss neben den genannten Möglichkeiten der weiteren
Forschung, vor allem den Dialog mit allen beteiligten Akteuren aus der Wissenschaft,
dem Naturschutz und den Landnutzern organisieren und einen wirksamen
Maßnahmenkatalog gegen das Insektensterben vorlegen.
In den Naturschutzgebieten muss der Einsatz von Pestiziden drastisch reduziert
werden. Deshalb brauchen wir Vertragsnaturschutz, Flächenkauf, Beratung und
Selbstverpflichtungen öffentlicher Eigentümer.
Und wir benötigen dringend schnell ein Insektenrettungsprogramm. Dazu muss das
Fachwissen unserer Biologen genutzt werden. Zum Beispiel bei der Beratung zur
Anlage von Blüh- und Randstreifen. Wo sind diese zielgerichtet zum Erhalt der
Lebensgrundlage unserer Insekten anzulegen? Und welches Saatgut ist das
richtige?
Anrede,
Das Insektensterben ist real und es ist dramatisch! Ich appelliere deshalb an Sie alle:
Schieben Sie dieses Thema nicht weiter auf die lange Bank! Es könnte sonst für
einige Insekten und Vögel zu spät sein und unsere Kinder und Enkelkinder lernen die
Vielfalt der Natur – Biene und CO. – nur noch aus Bilderbüchern kennen.
Homepage Annette Watermann-Krass MdL