Welche Perspektiven haben kleine und mittlere Stadtwerke in der Zukunft? Dieser Frage gingen Bernhard Daldrup, SPD-Bundestagsabgeordneter und Hans Jürgen Tröger, Geschäftsführer der Stadtwerke Ahlen, nach. Angefangen von der Energiewende bis zu Fragen von Stromsperren und Elektromobilität reichten die Themen.
Die Stadtwerke Ahlen sind ein typisches Querverbundunternehmen. Strom, Gas, Wasser, Wärme, Bäder, Verkehr und Telekommunikation werden den Ahlener Bürgern und Betrieben zu marktgerechten Preisen und sicher zur Verfügung gestellt. Wir bieten Lebensqualität und das mit durchschnittlich 100 MitarbeiterInnen, erläuterte Hans Jürgen Tröger. Ein derzeitiger Arbeitsschwerpunkt liege im Ausbau der „echten“ Glasfaserversorgung/Lichtwellenleitertechnik, also nicht das Vectoring der Telekom. Bernhard Daldrup kennt als kommunalpolitischer Sprecher seiner Fraktion die Veränderungen bei vielen Stadtwerken, die die Chance wahrnehmen und sich neue Aufgabenfelder erschließen müssen: „Digitalisierung ist nicht nur ein politisches Kernthema. Und nicht nur dabei geht auf Dauer wenig an einer besseren Kooperation auch der mittleren Stadtwerke vorbei.“
Daldrup, der auch im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit sitzt, freute sich besonders über das Engagement der Stadtwerke Ahlen im Bereich der E-Mobilität. Neben eines eigengenutzten Renault ZOE für den Außendienst, lässt sich derzeit zusätzlich ein elektrobetriebenes Bürgerauto 24 Stunden am Tag buchen, ein weiteres, welches die Mitarbeiter der Stadtverwaltung während der Dienstzeit nutzen, steht zu den anderen Zeiten den Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung. „Es reicht sicher nicht, gehobene Mittelklassefahrzeuge in Privatbesitz mit Kaufprämien zu subventionieren“, so Daldrup. „Ein Umdenken in den Köpfen ist ebenso notwendig wie auch die aktuell völlig unzureichende Produktpalette auszuweiten.“ Bernhard Daldrup machte keinen Hehl aus seiner Meinung, dass die deutsche Automobilindustrie die Entwicklung falsch eingeschätzt habe.
Mit der Problematik der Stromsperren wurde ein Thema besprochen, das die Daseinsvorsorge betrifft und damit einen Kernbereich sozialer Gerechtigkeit ausmacht: Tendenziell nehme die Zahl der Betroffenen nicht zu, berichtete Tröger, die Stadtwerke seien durch Mitbewerber am freien Markt in Konkurrenz zu „Stromdiscountern” und schon deshalb nicht in der Lage, einen Sozialtarif anzubieten. Die Betroffenen seien aus sehr unterschiedlichen Gründen von einer Stromsperre bedroht. Immer häufiger können rd. 50% der Betroffenen nach einer Androhung der Sperrung noch abgewendet werden. Nichtsdestotrotz seien die Kommunen und die Jobcenter in der Verantwortung betroffenen Unterstützung zu leisten. Daldrup erkannte die Problematik: „Wir müssen uns fragen, ob Strom in Zukunft für Bedürftige nicht in den Kosten für Unterkunft und Heizung enthalten sein muss. Wir können die Betroffenen in diesem Bereich nicht alleine lassen“, so der Abgeordnete.