Der Raum in der Alten Brennerei Schwanke ist voll, als Marion Schmelter, Inklusionsbeauftragte der Stadt Ennigerloh, die Gäste und das Podium begrüßt. “Eine besondere Begegnung” nennt sie die Möglichkeit, mit Verena Bentele, Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung und selbst Betroffene, zu über eine inklusive Gesellschaft zu diskutieren.
Etwa 70 Menschen sind der Einladung der Stadt gefolgt, die wie Bürgermeister Berthold Lülf in seinem Grußwort hervorhebt, zwar keine “Insel der Glückseligen” sei, in vielen Bereichen jedoch insgesamt gute Arbeit leiste, um Menschen mit Behinderungen in die Stadtgesellschaft zu inkludieren.
Bernhard Daldrup, SPD-Bundestagsabgeordneter im Kreis Warendorf und kommunalpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, zeigt sich ebenfalls begeistert über das große Interesse an dieser wichtigen Veranstaltung und gibt eine kurze Einführung, in die Veränderungen, die das Bundesteilhabegesetz, das seit Anfang 2017 in Kraft ist, mit sich bringt. “Ein Meilenstein für die Inklusion”, so Daldrup, “aber dennoch nur ein Zwischenschritt auf dem Weg in eine inklusive Gesellschaft”. Das Bundesteilhabegesetz, das mit dem 1. Januar 2017 in Kraft getreten ist, sieht zahlreiche Änderungen für Menschen mit Behinderungen vor: die Rechte von Schwerbehindertenvertretungen in Betrieben werden ausgebaut sowie die Mitwirkungsmöglichkeiten der in Werkstätten arbeitenden Menschen verbessert. Zudem wird der Vermögensfreibetrag für Bezieherinnen und Bezieher von Eingliederungshilfe von 2.600 auf 27.600 Euro erhöht. Eine “Abschiebung in die Pflege”, finde durch das Gesetz keinesfalls statt, so Daldrup.
Der anschließende Vortrag von Verena Bentele skizzierte, welche Herausforderungen eine Gesellschaft meistern muss, wenn sie wirklich inklusiv sein will. Einen Schwerpunkt legte sie hierbei auf die Arbeitswelt, die ein wichtiger Gradmesser für den Fortschritt von Inklusion sei. Von der gemeinsamen Ausbildung über die Neugestaltung von Arbeitsplätzen zeigte sie, wa nötig ist, damit alle Menschen am 1. Arbeitsmarkt teilhaben können. Am wichtigsten sei jedoch, dass nicht über die Köpfe betroffener Menschen hinweg Entscheidungen getroffen würden. “Nicht über uns ohne uns”, so Bentele, die selbst von Geburt an blind ist.
In der anschließenden Diskussion gab es viel Lob für die Stadt, aber auch konkrete Fragen zu individuellen Problemen. Ein besonderer Fokus lag hierbei auf der Gestaltung eines inklusiven Nahverkehrs.