Mehr als 25, 40 oder sogar fünfzig Jahre gehören einige Mitglieder in Neubeckum der SPD an und stehen zu ihrer Partei. Bei einem politischen Frühstück im Haus Wiese in Neubeckum durfte Ortsvereinsvorsitzender Peter Kreft 17 Jubilare ehren. SPD-Bundestagsabgeordneten Bernhard Daldrup ging in seiner Rede deshalb auch auf die Geschichte der SPD ein. „Vor fünfzig Jahren, 1966, ging die SPD erstmals in die Regierungsverantwortung im Bund – und zwar in einer großen Koalition.
Das waren schwierigere Bedingungen als heute, die handelenden Personen Kiesinger und Willy Brandt standen sich mit großer Skepsis gegenüber“, so Daldrup „und dennoch war dies der Beginn einer langen Regierungszeit, mit vielen Erfolgen.“ Otto Gubbe, zweifellos ein Urgestein der Neubeckumer SPD, war bereits 1963 in die Partei eingetreten und Zeit seines Lebens ein Aktivposten. „Wir danken Dir und allen Jubilaren für ihren unermüdlichen Einsatz für die SPD und unsere Gesellschaft“, so Peter Kreft.
Bernhard Daldrup erinnerte daran, dass Deutschland und Europa auch vor 40 Jahren, 1976, zur Regierungszeit von Helmut Schmidt, vor sehr großen Herausforderungen standen: Arbeitslosigkeit, Terrorismus, Energiekrise waren einige der Stichworte.
„Wer Ende der 80er Jahre in die SPD eingetreten ist, hat die Phase des Einigungsprozesses Deutschlands aktiv miterlebt. Wehner, Brandt, Schmidt, Bahr – diese Politiker haben dieses Ziel nie aus den Augen verloren, auch wenn viele in der SPD und in Deutschland daran nicht mehr geglaubt haben.“
Für Bernhard Daldrup bot der Ausflug in die Geschichte der SPD einen willkommenen Anlass, die Mitglieder aufzufordern, selbstbewusst mit den Ergebnissen der eigenen Politik umzugehen. Auch der Mindestlohn werde schon bald als eine historische Entscheidung betrachtet, so der Abgeordnete. Die Debatte rankte sich um zahlreiche aktuelle Fragen: Mehr Ordnung am Arbeitsmarkt, Gestaltung von Leih- und Zeitarbeit sowie Werkverträgen, ein Beschäftigungsstand auf Rekordniveau, vor allem Fragen der sozialen Gerechtigkeit standen im Mittelpunkt der Debatte. Doch auch die Flüchtlings- und Europapolitik wurde angesprochen: Wiedererstarkter Nationalismus und Abschottung hätten ein besorgniserregendes Ausmaß angenommen. Die Flüchtlingssituation machten sich in Deutschland vor allem Rechtspopulisten zu Nutze und versuchten mit simplen Parolen die Menschen aufzuwiegeln. „Wir sind gefordert, uns engagiert und mit offenem Visier mit den Rechtspopulisten auseinanderzusetzen“, forderte beispielsweise Birgit Harrendorf. Es sei gut, dass in den Gemeinden des Kreises Warendorf auch Menschen aus der Mitte der Gesellschaft zu den Demonstrationen kämen, die sich gegen Rechtspopulismus, Fremdenfeindlichkeit und Nationalismus wenden.
Es war eine ausgiebige Debatte, die Peter Kreft nach mehr als zwei Stunden beendete. Angesichts schlechter Umfragewerte waren die Forderungen der Mitglieder allerdings auch klar: Die Erfolge der SPD in der Großen Koalition müssen verständlicher, die Verpflichtung zu sozialer Gerechtigkeit klarer und die Unterschiede zum Koalitionspartner deutlicher werden. Dann allerdings könne man durchaus optimistisch in die Wahlauseinandersetzungen im kommenden Jahr gehen.